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Wie uns unser Verstand um Möglichkeiten bringt die wir in Krisen dringend bräuchten.

„Mehr Desselben“ ist eine Strategie die uns im Normalfall unglücklich macht. Dazu weiter unten mehr.

In Krisen verhindert sie „Lernen“, da sie sich nach hinten, an der Vergangenheit orientiert und keine Öffnung nach vorne für das „Not-Wendige“ schafft. Das ist per se hart. Gepaart mit empty suits (den dazugehörigen Strategen) kommt eine krasse Mischung zustande, die schwer zu identifizieren ist, weil alles so logisch erscheint und meist auf breiter Front Zuspruch findet – der ihm nicht gebührt.

Hier zuerst einmal die Geschichte die Paul Watzlawick in seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“ erzählt hat:

Der verlorene Schlüssel oder Mehr Desselben

Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: “Meinen Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: “Nein, nicht hier, sondern dort hinten — aber dort ist es viel zu finster.”

Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick

Anders ausgedrückt: hier geht es um ein Denk- Verhaltensmuster, das bei Problemen/Krisen/Projekten allerorten anzutreffen ist, obwohl es hochgradig ineffektiv ist.

In komplexen Systemen würde man von monokausal/reduktionistisch sprechen, im Integralen System von Flachland und unter Freunden von Dummheit.

Neutral formuliert sprechen wir von Lösungen Erster Ordnung.

Mein Lehrer Boudewijn Vermeulen hatte dem immer eine Strategie des Erforschens, Lernens zweiter und dritter Ordnung oder wie er zu sagen pflegte eines „Experimentierens im Feld“ entgegen gesetzt. Ich hatte 2008 anlässlich der Finanzkrise schon nachdrücklich dazu angeregt vom „Nicht Wissen“ aus zu gehen und lieber im einem finsteren neuen Raum nach dem Lichtschalter zu suchen als auf das zurückgreifen, von dem wir wissen oder glauben, dass es in der Vergangenheit schonmal funktioniert hat. – Watzlawicks Straßenlaterne.

Mit wenig Erfolg.

Wir und vor allem auch die Entscheidungsträger ticken nach wie vor nach dem selben, einfachen und zugleich unzulänglichen Muster. Wie das genau funktioniert hat die Schule von Palo Alto der Watzlawick angehörte, klar formuliert:

Erstens, es gibt nur eine mögliche, erlaubte, vernünftige, sinnvolle, logische Lösung des Problems, und wenn diese Anstrengungen noch nicht zum Erfolg geführt haben, so beweist das nur, dass man sich noch nicht genügend angestrengt hat.

Zweitens, die Annahme, dass es nur diese einzige Lösung gibt, darf selbst nie in Frage gestellt werden; herumprobieren darf man nur an der Anwendung dieser Grundannahme.

Klingelts? Das ist tatsächlich, wie wir „sind“.

Was hier so zynisch klingt ist grausame Wirklichkeit. So werden, Krisen, Pannen und Probleme gemanagt. Oft mit katastrophalen Ergebnissen -in Bezug auf das vorhergesagte Ergebnis, die Kosten und nicht vorhergesehene Kollateralschäden.

Und die Verantwortlichen sind auch noch stolz darauf oder weisen jede Verantwortung von sich.

Wer’s nicht glaubt wird hier und hier! fündig. Mir fallen spontan die Beraterhonorare unserer ex Verteidigungsministerin ein, unser Verkehrsminister mit seinem Mautprojekt und natürlich die beiden großen Bauprojekte Semper Oper und BER …

Das sind alles Peanuts im Vergleich zu dem, was wir gerade in der Corona Krise erleben.

Mehr Maßnahmen, mehr Shutdown, mehr Impfungen, mehr Kontrolle, mehr Geld in den Markt pumpen…

„Mehr Desselben“ soweit das Auge reicht.

Wir stehen global unter der sprichwörtlichen Straßenlaterne und suchen den Schlüssel.

Puhhh

Und keiner merkt was

Und die, die was ahnen, sagen nichts.

Falls jemand zuhören sollte – hier hilft die (tatsächlich therapeutische) Frage

„Wie lange willst Du noch so weiter machen?!“

Das bring Licht ins Bewusstsein – und macht vom Licht da draußen unabhängig.